Es ist wieder Federweißer-Zeit

Kaum wurden die ersten Weinreben gelesen, ist es auch schon wieder soweit und die Federweißer-Zeit beginnt. Hier in Mainz sind sie im Moment an jeder Ecke zu finden, kleine Buden die neuen Wein, den sogenannten Federweißer verkaufen. Und auch in vielen Gaststätten und auf den vielen Weinfesten bekommt man hier um diese Jahreszeit traditionell Federweißer und Zwiebelkuchen. Eine Kombination an die ich mich erst gewöhnen musste, mittlerweile aber für mich unwiderstehlich ist und einfach zum Herbst dazu gehört.

Jedes Jahr gegen Ende des Sommers, wenn die Luft langsam kühler wird und sich die Blätter färben, beginnt die Federweißer-Zeit. Der Federweißer ist das erste Produkt des neuen Jahrgangs, genauer gesagt frisch gepresster Traubensaft aus weißen Reben, der bereits angefangen hat zu gären. Die Saison beginnt mit der Lese der frühreifen Rebsorten Anfang September und geht bis Ende Oktober. Federweißer ist auch unter den Namen Sauser, Bitzler und Rauscher bekannt. Diese Namen beschreiben gut, was einen Federweißer ausmacht. Der süßliche Neue Wein verfügt über ein wenig Kohlensäure und bitzelt leicht auf der Zunge. Doch diese Spritzigkeit täuscht und schon so mancher wurde von Wirkung des Federweißers überrascht. Verkauft wird er meist ab einem Alkoholgehalt von 4%, der Traubenmost gärt aber immer weiter bis er circa 11% Alkoholgehalt hat.

Nicht nur der Alkoholgehalt, auch der Geschmack des Federweißers verändert sich mit zunehmender Gärung. Federweißer kann in unterschiedlichen Stadien genossen werden, je nachdem wie man ihn am liebsten mag. Wenn die Gärung des Traubensaft gerade erst begonnen hat, schmeckt der Neue Wein noch sehr süß – ähnlich wie Traubenmost, nur mit einem kleinen Bitzeln auf der Zunge. Mit zunehmender Gärung bekommt der Federweiße herbe Noten, das geht meist sehr schnell und so kann sich der Geschmack innerhalb von wenigen Stunden stark verändern. Ich kaufe immer sehr frischen Most und warte dann bis er den für mich perfekten Geschmack hat. Durch Temperatur kann der Gärprozess beeinflusst werden, Kühlung verlangsamt den Prozess, warme Temperaturen begünstigen ihn. Ist mir der Federweißer noch zu süß lasse ich ihn draußen bei Zimmertemperatur stehen, ist der Geschmack genau richtig kommt er in den Kühlschrank und wenn er schon zu sehr gegärt ist, kann man versuchen durch Mischen von frischen mit bereits gegärtem Traubensaft den richtigen Geschmack zu treffen. Zugegeben, das hört sich kompliziert an, dabei ist die Wahrheit recht einfach: Federweißer schmeckt eigentlich immer.

Glas Federweißer und ein stück Zwiebelkuchen

Federweißer und Zwiebelkuchen
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Und woher kommt der Name? Kurz nach der ersten Gärung, wenn sich der Zucker der Trauben in Alkohol umgewandelt hat, bekommt der Saft eine milchig-weiße Färbung. Zusätzlich werden die enthaltenen Schwebstoffe durch die, beim Gärungsprozess entstehende, Kohlensäure leicht durcheinandergewirbelt. Mit etwas Fantasie erinnert das an viele kleine weiße Federchen, daher stammt vermutlich der Name Federweißer. Wer darauf gekommen ist, muss dabei wohl einige Gläschen Federweißer genossen haben. In Deutschland erfreut sich der Federweißer immer größerer Beliebtheit und auch die rote Variante findet immer mehr Liebhaber. Der sogenannte Federrote wird aus roten Rebsorten, wie Dornfelder gewonnen und schmeckt etwas herber als die weiße Variante.

Zu einem Glas Federweißer esse ich am liebsten etwas deftiges. Hier in Mainz genießt man ihn traditionell zu einem frischen Stück Zwiebelkuchen, es passen aber auch gut andere herzhafte Gerichte, wie Quiche oder Flammkuchen dazu.

Viele Grüße
Paul

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